Im Übergang vom 19. zum 20. Jahrhundert wurde der Bedarf an Rechenmaschinen immer größer.
Nicht nur Wissenschaftler wollten diese Geräte nutzen, sondern auch Buchhalter, Ingenieure und Geschäftsleute. Diese Maschinen sollten zuverlässig und einfach zu bedienen sein. Ihr Nutzen liegt auf der Hand: Durch das automatisierte Rechen konnte rationaler, effizienter und schneller gearbeitet werden.
Neben anderen Erfindungen wurden auch sogenannte Vier-Spezies-Maschinen entwickelt, also Maschinen die alle vier Grundrechenarten beherrschten. Die Grundlage für die Entwicklung von Rechenmaschinen bilden zwei Erfindungen: Die Staffelwalze und das Sprossenrad.
Unterschiedlich in der Funktionsweise dienen jedoch beide dem Antrieb einer Rechenmaschine.
Während sich im 19. Jahrhundert Vier-Spezies-Maschinen mit Staffelwalzenantrieb offenbar einfacher zur Marktreife entwickeln ließen, übernahmen Anfang des 20. Jahrhunderts Maschinen mit Sprossenrad auf dem europäischen Markt die Vorherrschaft.
Bei den meisten früheren Modellen musste das Rechenwerk noch manuell betätigt werden. Ab den 1930er/40er Jahren wurden die Maschinen mit einem Elektroantrieb versehen, was das Arbeiten mit ihnen nochmal wesentlich vereinfachte und bequemer machte.
Auch an der FAU hielt damals die neue Technik Einzug. So beschaffte der ehemalige Ordinarius der Physiologie in Erlangen Professor O. F. Ranke (1899-1959) für sein Institut eine Monroe Modell K, eine nach dem Staffelwalzenprinzip arbeitende Vier-Spezies-Maschinen mit Volltastatur.
Dieses Modell wurde ab 1921 hergestellt.
Monroe LAS-160
Hersteller: Monroe Calculator Company / Amsterdam
Herstellungsjahr: ca. 1955
Beschreibung: Kleine elektromechanische Tischrechenmaschine, die nach dem Staffelwalzenprinzip arbeitet.
Das Einstell- und das Übertragungswerk besitzen jeweils acht Stellen, das Ergebniswerk 16. Die Staffelwalzen dieser Maschine sind geteilt, um den Abstand zwischen den Stellen zu verringern.
Contina Curta (Typ II)
Hersteller: Contina Ltd., Mauren / Liechtenstein
Herstellungsjahr: ca. 1955
Kleinste mechanische Vier-Spezies-Rechenmaschine der Welt, angetrieben durch eine Handkurbel.
Das Einstellwerk ist 11-, das Übertragungswerk 8- und das Ergebniswerk 15-stellig. Sie arbeitet nach dem von Leibniz erfundenen Prinzip der Staffelwalze. Von 1945 bis 1972 wurden über 140.000 Stück produziert. 1956 kostete sie 495 DM, umgerechnet ca. 253 Euro. Das entsprach damals mehreren Monatsgehältern eines durchschnittlichen Angestellten.
Monroe Modell K
Hersteller: Calculating Machine Company, New York / USA
Herstellungsjahr: ab 1921
Volltastatur-Rechenmaschine nach dem Staffelwalzenprinzip. Addition, Subtraktion, Multiplikation und Division erfolgen wie bei den Staffelwalzenmaschinen, nur mit dem Unterschied, dass die Einstellung mittels Tasten erfolgt.
Das Modell K wurde alternativ auch mit einem elektrischen Antrieb geliefert. Diese Rechenmaschine wurde von Professor O.F.Ranke (1899 – 1959) für das Erlanger Institut für Physiologie angeschafft.
G89E
Hersteller: Brunsviga Maschinenwerke AG / Deutschland
Herstellungsjahr: ca.1954
Elektromechanische Zweispezies-Maschine (d.h. es war nur Addition und Subtraktion möglich). Maschinen dieser Art werden auch als Saldiermaschine bezeichnet.
Obwohl diese Maschine von einem Elektromotor angetrieben wird, ist der Bewegungsablauf im Rechenwerk ein oszillierender. D. h. das Rechenwerk wird durch den Motor eine Vierteldrehung vor- und durch Federkraft zurückgetrieben. Dafür ist ein umständlicher Kupplungs- und Bremsmechanismus vorhanden.
WSR 160 Sprossenradrechenmaschine
Hersteller: Walther Büromaschinen GmbH, Niederstotzingen / Deutschland
Herstellungsjahr: um 1955
Vierspezies-Sprossenradmaschine nach Sprossenradprinzip mit zehn Stellen im Einstellwerk, acht Stellen im Umdrehungszählwerk und 16 Stellen im Resultatwerk.
Die Subtraktion bzw. Division geschieht durch Rückwärtsdrehen der Handkurbel, Addition bzw. Multiplikation durch Vorwärtsdrehen der Kurbel.
Thales Patent CE 34415
Hersteller: Thaleswerk, Rechenmaschinen-Spezialwerk GmbH, Rastatt/Baden / Deutschland
Herstellungsjahr: 1930
Die Thales Patent CE ist eine Vierspezies-Maschine mit einem Sprossenradsystem.
Die Eingabe geschieht mit Hilfe eines Einstellhebels, die Ausgabe mit einer Anzeigeeinrichtung. Angetrieben wird die Thales durch eine Handkurbel. Der Rechenablauf geschieht manuell. Die Besonderheiten der Thales Patent CE ist eine Eingabeanzeige sowie ein Umdrehungszählwerk mit Zehnerübertrag.
RAS 4/15
Hersteller: Olympia Werke AG, Wilhelmshaven / Deutschland
Herstellungsjahr: zwischen 1965 und 1971
Beschreibung: Elektromechanische Tischrechenmaschine mit druckendem Resultatwerk.
Die Anzahl der Stellen beträgt im Einstell-, im Übertragungs- und im Resultatwerk jeweils 15. Die Eingabe erfolgt über eine Zwölfertastatur. Das Übertragungswerk arbeitet nach dem Sprossenrad-Prinzip.
MADAS 20AZS
Hersteller: Madas / H.W. Egli A.G., Zürich / Deutschland
Herstellungsjahr: 1952
Elektromechanischer Vierspezies-Tischrechenmaschine, d. h. sie beherrscht alle vier Grundrechenarten. Sie arbeitet nach dem von Leibniz erfundenen Prinzip der Staffelwalze.
Der Firmenname "MADAS" ist ein Akronym für Multiplikation, automatische Division, Addition, Subtraktion.
Addiermaschine Rheinmetall
Hersteller: Rheinmetall-Borsig AG, Düsseldorf / Deutschland
Herstellungsjahr: ca. 1940
Tischaddiermaschine mit druckendem Resultatwerk und einem Antrieb durch einen Elektromotor. Die Eingabe erfolgt über eine Zehnertastatur.